Inmitten der Pandemie glaubten viele, dass der erzwungene Wandel zur Digitalisierung eine goldene Ära der technologischen Transformation einläuten würde. Doch die Realität sieht anders aus: Trotz verstärkter Investitionen in Homeoffice-Technologien blieb die Einführung von 4.0 Technologien weit hinter den Erwartungen zurück. Die deutsche Wirtschaft entschied sich für kurzfristige Lösungen statt langfristiger Produktivitätssprünge – ein Fehler, der sich bitter rächen könnte. Warum verschoben viele Unternehmen ihre großen Digitalisierungsprojekte, und welche Folgen hat das für die Zukunft?

Die Covid-19-Pandemie stellte die deutsche Wirtschaft vor massive Herausforderungen. Mit unterbrochenen Lieferketten und der plötzlichen Umstellung auf Telearbeit mussten Unternehmen ihre Geschäftsmodelle anpassen. In der Öffentlichkeit wurde dies oft als Digitalisierungsschub wahrgenommen. Tatsächlich zeigt eine aktuelle Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), dass dieser Fortschritt eher kosmetischer Natur war.

Während viele Unternehmen gezwungen waren, in Technologien zu investieren, die den Übergang ins Homeoffice erleichterten, wurden große, langfristige Investitionen in 4.0-Technologien – wie Automatisierung und KI – aufgeschoben. Die Pandemie brachte also nicht den erhofften Innovationsschub, sondern eher eine Umverteilung der Ressourcen hin zu kurzfristigen Notlösungen. Die Studie zeigt deutlich, dass Investitionen in 4.0-Technologien wie Cloud Computing oder Prozessautomatisierung während der Pandemie deutlich zurückgingen. Stattdessen lag der Fokus auf Kommunikations- und Kollaborationstools, die das Arbeiten aus der Ferne möglich machten.

Ein beunruhigendes Bild ergibt sich vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Diese blieben hinter den großen Unternehmen zurück, was die digitale Transformation und Einführung von 4.0-Technologien betrifft. Der technologische Rückstand der KMUs könnte langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährden.

Warum diese Verlangsamung so gefährlich ist
Auf den ersten Blick erscheint der Verzicht auf größere Investitionen während einer Krise verständlich. Doch die Folgen dieser Zurückhaltung könnten gravierend sein. Die Studie zeigt, dass der Mangel an Investitionen in neue Technologien langfristig das Produktivitätswachstum hemmt. Deutschland verzeichnete in den letzten Jahren einen Anstieg der Arbeitsproduktivität von nur 0,47 % pro Jahr – weit hinter Ländern wie den USA, die mit 1,77 % deutlich dynamischer agierten.

Was jetzt passieren muss
Die Autoren der Studie geben klare Handlungsempfehlungen: Staatliche Fördermaßnahmen sollten gezielt Investitionen in 4.0-Technologien unterstützen – insbesondere in Krisenzeiten. Dies gilt besonders für KMUs, die dringend mehr Unterstützung benötigen, um nicht weiter abgehängt zu werden.

Fazit
Die Pandemie hat viele Unternehmen gezwungen, ihre Prioritäten neu zu setzen. Doch der Preis dieser kurzfristigen Anpassungen könnte langfristig hoch sein. Wenn Deutschland seine führende Position in der globalen Wirtschaft behalten will, müssen große Digitalisierungsprojekte wieder auf die Agenda gesetzt werden – und zwar schnell.

Quelle: Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)


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